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Feedback kann nur wirksam werden, wenn Lehrende und Lernende sich gemeinsam für das Lernen und die Gestaltung von Lernarrangements verantwortlich fühlen –wobei jede Seite ihre je eigene Aufgabe hat. Diese Haltung ist kein Selbstläufer – daran muss immer wieder gearbeitet werden bei Lehrenden und bei Lernenden1.

Johannes Bastian

Erziehungswissenschaftler

Einer der wichtigsten Bausteine einer erfolgreichen Unterrichtskultur ist das Feedbackgespräch. Vor allem für Schülerinnen und Schüler ist eine angemessene Feedbackkultur von großer Bedeutung, zumal diese Generation damit aufwächst. Viele Lehrkräfte scheuen sich vor solchen Gesprächen, mit der ständigen Angst im Hinterkopf, kritisiert zu werden. Hier soll ein Einblick rund um das Thema Feedbackkultur zeigen, wie wichtig diese für eine gelungene Schul- und Unterrichtsentwicklung ist2.

Hinweise zur Verwendung von Feedbackmethoden

  1. Entscheidend für das Gelingen ist eine Haltung des Lehrenden, wie sie für alle Arrangements zur Beteiligung grundlegend ist: Neugier und Vertrauen in die Gestaltungskraft von Lernenden.
  2. Wenn die Haltung stimmt, dann erträgt die Umsetzung der Verfahren erstaunlich viele Fehler und dennoch entstehen sehr hilfreiche Befunde.
  3. Wenn die Haltung nicht stimmt – wenn also kein Interesse und kein Vertrauen da sind, dann produzieren auch perfekte Instrumente Artefakte, weil jeder Beteiligte Gründe und Möglichkeiten zum Täuschen hat.
  4. Rückmeldeformen und -instrumente sollten nicht einfach übernommen werden; besser ist, sie an die eigene Situation und Fragestellung anzupassen.
  5. Rückmeldeformen und -instrumente sind dann geeignet, wenn die Beteiligten von ihrem Sinn überzeugt sind, weil sie sich davon Verbesserungen versprechen.

Feedbackregeln für Lehr-Lern-Situationen

  1. Lehrende und Lernende gestalten Feedback und Feedbackgespräche gemeinsam.
  2. Feedback von Lernenden bezieht sich auf Erfahrungen mit dem eigenen Lernen.
  3. Feedback orientiert sich an den dazu gehörigen Fragen (siehe Einführung) und enthält keine Bewertungen von Personen.
  4. Feedback von Lehrenden nimmt die Informationen der Lernenden auf, gibt konstruktive Hinweise und ist frei von Bewertungen.
  5. Feedbackgespräche zwischen Lehrenden und Lernenden werten Erfahrungen mit dem Lernen aus und formulieren Konsequenzen für das Lernarrangement und das Lernen. Hilfen für den Geber
  6. … auf die Fragestellung achten,
  7. …positive Beobachtungen/Erfahrungen voranstellen,
  8. …kurz und genau berichten,
  9. … darauf achten, dass die Rückmeldungen sich auf Veränderbares beziehen.

Hilfen für den Nehmer

Feedback enthält Informationen über das Lernen und über das Lernarrangement; es darf von der eigenen Wahrnehmung abweichen; es wird nicht diskutiert oder kommentiert.

Sieben Schritte einer feedbackbasierten Entwicklung von Lehr-Lern-Prozessen

  1. Feedbackarbeit (im Team) vorbereiten: Ziele, Inhalte und Verfahren vorläufig festlegen und ein Team bestimmen, das den Prozess begleitet.
  2. Feedbackarbeit einführen: Feedback erklären, Interesse zeigen sowie Anregungen der Lernenden einbeziehen. Dabei sollte geklärt und festgehalten werden: Was wollen wir bearbeiten? (Gegenstand) –Was wollen wir erreichen? (Zweck) – Wie gehen wir vor? (Methoden)–Was machen wirmit den Ergebnissen? (Konsequenzen)
  3. Rückmeldungen mit geregelten Verfahren erheben: Die Verfahren sollen sicherstellen, dass alle zu Wort kommen, alle Äußerungen visualisiert werden und anonym bleiben können. Wichtig sind in dieser Phase starke Regeln und die Verschriftlichung der Rückmeldungen, weil dies Ruhe und Überschaubarkeit schafft.
  4. Rückmeldungen mit geregelten Verfahren auswerten: Ziel der Auswertungsphase ist, die Vielfalt der Rückmeldungen zu verstehen und zu einer Gemeinsamkeit bezüglich der Konsequenzen zukommen. Dabei helfen ein methodengestütztes Verfahren, eine erste Bearbeitung von Teilaspekten in Kleingruppen (z.B. von Feldern der Zielscheibe), Zeit zum Verstehen und zur Entwicklung von Konsequenzen.
  5. Krisen erfahren: Es gibt Grenzen der Veränderbarkeit. Das kann zu Enttäuschungen und Störungen führen. Außerdem erfahren Lehrende, die sich auf Feedback einlassen, oft das, was sie nicht verantworten: Enttäuschungen über mangelndes Interesse, über Ungerechtigkeiten und manches mehr. Wichtig dabei ist, »enttäuschungsfest « zu sein und mit den Lernenden geduldig in Kontakt zu bleiben.
  6. Krisen überwinden: Bei der Bearbeitung solcher Krisen können helfen: Alle gemeinsam angestrebten Veränderungen tatsächlich durchführen; Störungen analysieren, verstehen und gegebenenfalls auf strukturelle Gründe zurückführen; Ziele, Gegenstand und Verfahren neu justieren, die persönliche Überzeugung vom Nutzen der Schülerrückmeldung kontinuierlich zeigen und die Arbeit fortsetzen.
  7. Als längerfristige Perspektive: Feedback als Instrument der Mitgestaltung von Lernprozessen etablieren: Wer langfristig über Lernerfahrungen und Unterrichtsgestaltung im Gespräch ist und immer wieder gemeinsam Konsequenzen aus der nachträglichen Reflexion der Lernprozesse gezogen hat, der wird erfahren, dass dies Elemente einer kooperativen Planung und Mitgestaltung des zukünftigen Lernprozesses enthält.
  1. Johannes Bastian: Hinweise zur Gestaltung von Feedbackarbeit. In Pädagogik 04-14, S. 35 ff Beltz-Verlag
  2. ebda.