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Evaluation

Evaluation wird verstanden als ein Prozess des systematischen Sammelns und Analysierens von Daten bzw. Informationen mit dem Ziel, an Kriterien orientierte Bewertungsurteile zu ermöglichen, die begründet und nachvollziehbar sind.
Prof. e.m. H.G. Rolff

Erziehungswissenschaftler

Einführung

Evaluation – der Begriff bezeichnet eine sach‑ und fachgerechte, auf Kriterien gestützte Bewertung eines Sachverhaltes (vgl. englisch „value“ – Wert). Evaluationen variieren nach Erkenntnisinteresse und Umfang des Evaluationsfeldes. Im schulischen Bereich reicht das beispielsweise von der Zufriedenheitsabfrage zur Organisation eines Elternsprechtages über die Selbstevaluation des eigenen Unterrichts durch eine Lehrkraft bis zur externen (Fremd-)Evaluation.

Die regelmäßige interne und externe Evaluation von Schule und Unterricht bildet eine unverzichtbare Voraussetzung für eine wirksame schulische Qualitätsentwicklung. Nach Stockmann richtet sich die Bewertung der evaluierten Sachverhalte nicht nach vorgegebenen Normen oder Parametern, sondern nach Kriterien, die sehr verschieden sein können. Oft orientieren sich solche Bewertungen jedoch am Nutzen eines Gegenstands, einer Handlung oder eines Entwicklungsprozesses für bestimmte Personen der Gruppen. Die Bewertungskriterien können durch den Auftraggeber einer Evaluation, durch die Zielgruppe, beteiligte Interessengruppen (Stakeholder), durch den Evaluator selbst oder durch alle gemeinsam festgelegt werden. Es liegt auf der Hand, dass je nach Kriterienauswahl die Bewertung des Nutzens durch die einzelnen Personen oder Gruppen sehr unterschiedlich ausfallen kann.

Dabei kommt es nicht nur darauf an, wer diese Bewertungskriterien festlegt, sondern auch,

  1. welche Ziele mit einer Evaluation verfolgt werden (wozu sie verwendet werden soll),
  2. welche Aufgaben die Evaluation erfüllen soll (auf welche Programmphase sie sich richtet, welche Analyseperspektive sie einnimmt, was für ein Erkenntnisinteresse sie verfolgt),
  3. wer die Evaluation durchführt (die programmdurchführende Organisation selbst oder eine externe Stelle) und
  4. wie die Evaluation durchgeführt wird (welches Untersuchungsparadigma ihr zu Grunde liegt und welche Methoden angewendet werden).

Damit sind einige wichtige Fragen umrissen, mit denen sich jede Evaluation auseinandersetzen muss.

Man unterscheidet drei unterschiedliche Verfahren:

Externe Evaluation

Externe Evaluationen sind aus Sicht der anfordernden Schule eine freiwillige Ergänzung zur Einschätzung der Schulqualität mit dem Blick von außen auf die Schule. Aus Sicht des Auftrag gebenden Institutionen bzw. Gremien dienen die „Externe Evaluationen” der Untersuchung des Entwicklungsstands einer Einzelschule zur datengestützten internen und externen Steuerung der Schulentwicklung. Die Evaluatorinnen und Evaluatoren geben damit der beauftragenden Institution Impulse für den Prozess der Schul- und Unterrichtsentwicklung. Die Grundlage für die Einschätzung von Schulqualität bilden Referenzrahmen, z.B. in Hessen der Hessische Referenzrahmen Schulqualität (HRS).

Schulinterne Evaluation

Orientiert man sich an der Herkunft des Wortes (frz., zu évaluer «abschätzen», «berechnen», von lat. valere «stark sein», «wert sein»), so wird deutlich, dass Evaluation etwas mit «Wert schätzen» zu tun hat, den Wert, die «Stärke» eines Produktes oder Prozesses anhand von nachvollziehbaren Kriterien einzuschätzen. Gute Evaluation hat viel mit einer «wertschätzenden» Grundhaltung zu tun, mit dem Bemühen, die Qualität von Schule und Unterricht zu verstehen, in der Absicht, sie weiterzuentwickeln. Interne Schulevaluation basiert auf der Überzeugung, dass Schulqualität erhalten und gefördert werden kann, wenn die Lehrkräfte vor Ort ihre Erfahrungen und ihr Wissen austauschen und für Entwicklungen fruchtbar machen. Sie sind es, welche die Schulqualität hervorbringen und die umfassendsten Kenntnisse über die lokale Schule und ihr Umfeld besitzen.

Feedbackverfahren

Evaluation sollte mehr als nur eine Technik zur Überprüfung und Kontrolle von Unterrichtsergebnissen sein. Sie sollte vielmehr den gesamten Unterrichtsverlauf begleiten und dabei die im Unterricht wirkenden Interaktionsprozesse in den Blick nehmen. Den eigenen Arbeitsstand zu reflektieren, Handlungsbedarf zu erörtern und die unterschiedlichen Sichtweisen der schulischen Akteure einzubeziehen ist ein wesentlicher Bestandteil von Schulentwicklung. Nach Keller versteht man unter Feedbackkultur den selbstverständlichen, regelmäßigen – nicht übermäßigen – Einsatz von Feedbacks in der Schule auf allen Ebenen als Mittel zur Reflexion und Verbesserung der professionellen Tätigkeiten. In diesem Zusammenhang wird häufig der Begriff „360°-Feedback“ verwendet. Damit wird angeregt, von allen Seiten her, natürlich nicht gleichzeitig, Rückmeldungen einzuholen. Für Lehrpersonen heißt das, nicht nur Schülerinnen und Schüler zu befragen, sondern auch mal eine Kollegin/einen Kollegen, den Fachvorstand, die Eltern oder weitere Personen, die Einblick in ihre Tätigkeit als Lehrperson haben.